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Einfach "cool"

Rund 900 Gäste genossen im Kurhaus eine spritzige A-cappella-Show

Ein Genuss: Die Bad Camberger «Coolen» bei ihrem Jubiläumskonzert im Kurhaus.

Von Petra Hackert

Pfiffig, voller Tempo, Elan, Witz und Freude am Gesang – die Bad Camberger «Coolen» feierten im Kurhaus eine gelungene Geburtstagsparty. Mehr als 500 Gäste hatten schon bei der Premiere ihren Spaß.

Bad Camberg. Wenn ein Chormitglied der «Coolen» Geburtstag hat, dann gibt es «Mohrnköpp‘ un‘ Sekt» – im Kurhaus gleich zweimal, denn der Chor hat das Teenageralter verlassen. Vor 20 Jahren wurde dieser «Junge Chor» im Gesangverein 1846 gegründet, und deshalb schenkten die Aktiven nun auch an alle Besucher ihres Konzertes «Mohrnköpp‘ un‘ Sekt aus».

Seit neun Jahren werden «Die Coolen», die immer schwarz gekleidet und mit Sonnenbrillen auftreten, von Ulrich Diehl geleitet. Wie nun die Chorstunden mit «dem Uli» funktionieren, das erfuhren die Gäste im prallvollen Kurhaus. Angelehnt an «Die Sendung mit mit der Maus» gaben die Maus, der Elefant und das Entchen quasi als «Running Gag» Einblick hinter die Kulissen. Da wurde klar, dass «der Uli» den Chor ganz schön fordert, alle leisten, was nur geht, und mit enorm viel Spaß dabei sind. Das wurde auch bei den Konzerten deutlich. Für den ersten Auftritt gab es nur noch wenige Karten an der Abendkasse. Mehr als 500 waren schon im Vorverkauf unter die Menschen gebracht, und beim zweiten sollte es ähnlich aussehen. Es gibt kaum eine Veranstaltung im Kurhaus, die so viele Gäste anzieht. Allein das ist schon etwas Herausragendes.

«Die Coolen» sind es auch. Sie bauen ihr Programm stimmig auf, beginnen mit eingängigen, englischen A-cappella-Liedern wie «Penny Lane», «Ain‘t no sunshine» und «Over the rainbow». Sie fordern die Aufmerksamkeit der Zuhörer, lassen aber auch Luft für kleine Neckereien und ein ganz besonderes Geburtstagsständchen für Anja aus dem Publikum, die den eigenen Geburtstag mit den «Coolen» feiert.

Ständig in Bewegung

Die 18 Sängerinnen und Sänger sind ständig in Bewegung, wechseln die Formationen auf der Bühne, erklären, warum der Bass bestimmte Rollen übernehmen muss, schwenken über zur Bedeutung der anderen Stimmen und machen beim Lied «Anatomie des Pop» sehr deutlich, dass hinter gutem Singen viel Arbeit steckt. Sehr viel Arbeit sogar, nur wenn die Spaß macht, dann kommt etwas Besonderes dabei heraus. Genau dies ist hier der Fall.

Solisten und das Team

Oft stehen die Solisten im Vordergrund. Bei Tenor Holger Lenz ist das noch etwas anderes. Gemeinsam mit dem Bassisten Bruno Peuser blödelt er, moderiert und singt – wie gegen Ende beim Zugabe-Hit «The Lion sleeps tonight» – mit ungemeiner Ausdruckskraft und Ausstrahlung. Bei «Die Gedanken sind frei» stellt Helga Goretzko (Sopran) gemeinsam mit Holger Lenz, Bruno Peuser und Chorleiter Ulrich Diehl ihr Können unter Beweis. Vier Stimmen, die begeistern!

Weitere Solo-Passagen mit wechselnder Besetzung folgen, doch «Die Coolen» sind viel mehr als hervorragende Einzelsänger, sie sind ein Team. Das tritt bei keinem Lied so deutlich zutage wie bei «Music» von John Miles. Das Stück ist wohldurchdacht, auf einen Höhepunkt hin komponiert, der in der A-cappella-Version an das Crescendo einer Darbietung in einer Kathedrale erinnert. Genau dorthin fühlt man sich versetzt, wenn der ganze Chor bis ins Feinste akzentuiert, ohne jeden Makel diese Hymne auf die Musik darbietet. Schöner kann es nicht sein.

Freche Texte

Dann die Pfiffigkeit, mit der sie wechseln. Im zweiten Konzertteil überwiegen die deutschen Texte, lassen schmunzeln. Eine herrliche Idee, Herbert Grönemeyers «Männer» zu «Frauen» umzudichten. Das Original stammt von den «U-Bahn-Kontrollören in tiefgefrorenen Frauenkleidern» und ist wahrscheinlich nicht ganz so bekannt, wie Grönemeyers «Männer». Gerade deshalb hat das Publikum enormen Spaß, befreites Lachen durchdringt das Kurhaus. Hier singen nur die Männer, und als die Frauen mit «Männer sind Schweine» noch eins draufsetzen, kennen die begeisterten Zuschauer kein Halten mehr. Es gibt noch mehr zum Amüsieren, sei es bei «Du zweite Wahl» oder dem Medley aus Hits der Neuen Deutschen Welle.

Eine andere, ganz spezielle Zugabe, darf nicht fehlen: «Schöne Leute» von Purple Schulz. «Guck mal, nur schöne Leute. Wir haben heute die Hässlichen eingesperrt», singen alle von der Bühne, zeigen deutlich ins Publikum, und das klatscht, bis kaum noch Zugaben möglich sind nach fast drei Stunden intensivem, herrlichem, belebendem Konzertprogramm. Das ist etwas Besonderes und wunderschön. Weiter so! pp